Freitag, 8. Mai 2009

Deutschland, geschafft!

Halb zehn am Flughafen Riad, International Terminal. Andreas, Matthias und ich, wir sind die ersten, die für LH621 einchecken wollen. Viel zu früh, egal, diesmal kein Risiko. Der Check-In soll um 11 Uhr starten, an welchem Counter weiß man noch nicht. Die anderthalb Stunden rutschen wir doch lachend auf einer Pobacke ab.
Die ersten vertrauten Gesichter vom Vorabend trudeln ein. Man versteht sich. Ein gemeinsames Ziel, ein gemeinsamer Feind, hier werden Bündnisse fürs Leben geschmiedet. Wir unterhalten uns mit einem Belgier, mehrfacher belgischer Karatemeister, Europameister war er auch mal. Jetzt verkauft er D-SLAMs von Lucent.
Zwei Counter werden für Lufthansa markiert, wir siedeln dorthin um. Ein Manager (und hier sind die ja alle Manager) spricht Matthias an. Er wird auf die Swiss Air über Zürich umgebucht, für Matthias ist das okay. Ich rutsche auf die Pole Position am Schalter vor.
Es läuft arabisch, man nimmt sich Zeit. Das Unglaubliche geschieht, ich reiche meinen Pass und den Ausdruck aus dem Lufthansa Büro in Riad über die Theke und erhalte zwei Boardingpässe. Warum zwei, keine Ahnung, ich werde die Dinger jedenfalls nie wieder aus der Hand geben. Jedenfalls nicht, bis ich deutschen Boden unter den Füßen habe.
Andreas zu meiner rechten, am Economy-Schalter, muss länger warten. Ich leiste ihm solidarisch Gesellschaft. Irgendwann hat er seinen Boardingpass. Matthias, Andreas und ich schreiten in John-Woo-Zeitlupe vorm Counter die Reihe der Wartenden entlang. Es fehlen nur noch die weißen Tauben, die vor uns aufsteigen und uns als die Helden auf ihrem Weg zum schwersten, zum letzten Gefecht ausweisen. Die Leute in der Schlange, die uns von gestern kennen, gratulieren uns, es gibt vereinzelt Applaus. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg, dann verlassen wir den Check-In-Bereich.
Passkontrolle, Sicherheitskontrolle, dann sind wir durch. Noch zweieinhalb Stunden, ist mir egal. Matthias verabschiedet sich schließlich, weil die Swiss Air Maschine eine Stunde früher geht.Wir werden uns nächsten Freitag wiedersehen.
Unser Boarding beginnt. Andreas und ich markieren das Ende der Schlange, nur noch einer steht hinter mir. Als ich dann endlich an der Reihe bin wird es wieder spannend. Ich gebe nur einen meiner Boardingpässe ab zum Abreißen, ich traue niemandem. Der will den zweiten auch sehen. Von links kommt ein weiterer Manager (und die sind hier alle Manager), ruft meinen Namen. Er wedelt mit einem Boardingpass. Der Kamerad zu meiner rechten reicht ihm meine Boardingpässe. Meine Boardingpässe! Ich strecke die Hand aus, bin schneller als er. Ich halte die Pässe fest. Er guckt mich irritiert an. "These are mine!" - "You get a new one...". Durch meine gefletschten Zähne hisse ich ihm zu, dass ich die Pässe nicht loslassen werde. Wenn Sie mir einen neuen Boardingpass geben wollen, sollen sie ihn mir in die Hand drücken, damit ich ihn prüfen kann. Ich traue hier niemandem. "But Sir..." - Die Kälte steigt in mir auf, ich kenne diese Kälte. Meine Hand wird zur Faust, das Licht wird dunkler, es gibt nur noch diesen Manager und mich. Ich mache einen Schritt auf ihn zu, meine Nase fast in seiner Stirn. Er schaut mir in die Augen und trifft eine Entscheidung.
Er lässt meinen Boardingpass los.
Von links reicht man mir einen neuen Boardingpass. Meine Name, mein Flug, neuer Sitzplatz. Upgrade in die erste Klasse. Ich gehe mit meinem neuen Abriss durch das Gate. Ich fliege nach Hause.




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