Samstag, 26. September 2009

Reisetipp: Sitz 1C

Am Mittwochabend bin ich wieder nach Alexandria geflogen. Eine Strecke, die ich mittlerweile kenne. Als ich vorm Abflug meine Flugbestätigung ausgedruckt habe, fiel mir auf, dass ich auf Platz 9C sitzen soll. Also geht es entweder um ein sehr kleines Flugzeug oder ich habe einen Business Class Flug.

Am Flughafen angekommen bestätigt sich die Business Class Theorie. Und es wird noch besser. Aus einem mir unbekannten Grund erhalte ich meine Boarding Card ausgestellt auf den Platz 1C. Das ist die First Class. Natürlich habe ich mich darüber gefreut, auch wenn es "nur" die Egypt Air ist.

Die 1. Reihe im Flieger gibt es nur auf der linken Seite mit den Plätzen A und C. Rechts vom Gang ragt eine Wand auf die noch zum vorgelagerten Küchenbereich gehört. Nimmt man auf 1C Platz schaut man durch eine abgedunkelte Scheibe direkt auf die Gesichter der Stewards und Stewardessen. Da kann man sich schon mal beobachtet fühlen.

Das Highlight der Reise war allerdings mein Banknachbar auf 1A. Ein saudischer Mann älteren Semesters, der über seiner weißen Thobe einen Stoffumhang trug. Der Umhang war aus einem sehr dünnen und feinen Stoff in hellen Farbtönen mit eingenähten Goldfäden und goldfarbenen Bünden. Immer wenn er mal zu seiner Tasche greifen musste oder den Platz verlassen wollte, richte er ein freundliches "Please excuse us" an mich. Er sprach im Pluralis Majestatis!

Jetzt frage ich mich, ob das ein Prinz war oder ein sonstiges Mitglied der königlichen Familie.


Mittwoch, 23. September 2009

Das also war Eid Al Fitr

Es war eine wirklich gute Woche.

Das kundenseitige Projektteam genoss die Feiertage und auch wir hatten eine stark reduzierte Mannschaft vor Ort. Das bedeute: wenige E-Mails, wenige Anrufe und wenige Spontan-Feuerwehraktionen. Ein enormer Produktivitätsschub war die Folge, diese Woche konnte man vieles ungestört erledigen.

Und was ich meisten vermissen werde: die leeren Straßen.

In dieser Woche waren kaum Menschen unterwegs. Wenn man die 60 km Ochsentour über die (quadratische) Ringstraße von einem Ende der Stadt zum anderen machen wollte, war man knapp 20 Minuten unterwegs. Rekordverdächtig. Der Verkehr war so ruhig, dass man sich trauen könnte, die 8-spurige Schnellstraße vorm Hotel zu Fuß zu überqueren.

Jetzt freue ich mich darauf für eine Woche wieder nach Alex zu fliegen. Home is where your heart is. ;-)

Montag, 21. September 2009

Projekt-Geflüster: Die Saudis freuen sich auf Weihnachten

Die Quelle des folgenden Gerüchts stufe ich als sehr vertrauensvoll ein. Sie sagt, dass sich die Saudis sehr auf Weihnachten freuen. Dann verschwinden nämlich die ganzen Expats mal für drei Wochen aus ihrem Land und stressen in der Zeit nicht rum. ;-)


Sonntag, 20. September 2009

Zeichen der Zeit: Bye, bye Ramadan

Scheinbar konnte man in der vergangenen Nacht die Sichel des neuen Mondes sehen und mindestens drei vertrauenswürdige Zeugen haben das bestätigt. Denn der Ramadan ist vorbei. Die deutlichsten Zeichen hierfür:

  • Das Frühstück wird nicht mehr in einem abgedunkelten Kabuff serviert, sondern im Hauptrestaurant.
  • Auch Araber frühstücken.
  • Der Teaboy ist zurück und am Arbeitsplatz gibt's endlich wieder Wasser und Tee.

Samstag, 19. September 2009

Der Sultan hat Durst

Seit kurzem führt auch mein Kollege Steffen ein Blog. Ab sofort berichtet er unter http://www.der-sultan-hat-durst.blogspot.com/ von seinen Erlebnissen hier im Mittleren Osten.

Reisetipp: Mövenpick Dead Sea Spa & Ressort, Totes Meer, Jordanien

Anreise
Diesmal habe ich erstmalig per Click&Mix bei expedia.de gebucht. Das war in diesem Fall eine gute Entscheidung, denn erstens war das eins der wenigen Reise- bzw. Hotelportale, die mir das Mövenpick als Zielhotel angeboten haben und zweitens habe ich tatsächlich 50 EUR gespart gegenüber Einzelbuchungen.

Flug
Von Riad geht es mit der Royal Jordanian nach Amman zum Queen Alia International Airport. Dafür bietet die Royal Jordanian am Mittwochabend gleich zwei Maschinen an, einmal um 19:25 Uhr und um 21:25 Uhr. Wer rechtzeitig bucht, bekommt einen Platz im früheren Flieger. Zwar hatte ich erfolg bei der Buchung, was das betrifft, aber ganz so früh ging es doch nicht los. Für den Flug wurde schon bei meiner Ankunft am Flughafen in Riad eine Stunde Verpätung angezeigt. Am Ende war ich anderthalb Stunden später als geplant in Amman angekommen. Mittlerweile dürfte jeder wissen, wie spannend so ein Abend in der Abflughalle des Flughafens in Riad sein kann, daher meine Empfehlung: Buch mitnehmen oder iPod oder sonst was, um die Zeit zu vertreiben. In meinem Fall mein Archos zum Video gucken.
Die Royal Jordanian kann man uneingeschränkt empfehlen. Die Flieger war relativ neu, angenehm ausgestattet und bot ein Inflight-Entertainment System. Ich konnte endlich Terminator 4 sehen! Das hat den Akku meines Archos geschont und die Zeit wie im Fluge vergehen lassen. Als ich beim Abspann ankam, setzte der Flieger auf der Landebahn auf, perfektes Timing.
Eine der Stewardessen sah übrigens aus wie Juliette Lewis. Ich rede nicht von einer Ähnlichkeit, sie sah wirklich genau so aus. Die einzigen Filme mit Juliette Lewis, an die ich mich auf Anhieb erinnern konnte, waren Natural Born Killers und From Dusk Till Dawn. Irgendwie hat mir keines dieser Szenarien als Referenz für meinen Flug gefallen. Daher hab ich entschieden, dass sie auf diesem Flug nur eine Nebenrolle hat.

Immigration
Zur Einreise nach Jordanien muss man ein Touristenvisum kaufen. Das gibt es direkt gegenüber der Passontrolle für 10 Jordanische Dinar (JD). 1 JD ist ungefähr 1 EUR. Das Visum muss in Landeswährung bezahlt werden. Achtung: Es gibt keinen Geldautomaten! Also unbedingt Bargeld mitnehmen. Ein Wechselschalter ist gleich neben der Visa-Verkaufsstelle. Da es gleich zum Taxi geht, sollte man ausreichend Bargeld wechseln (s.u.).

Taxi
Nach der Einreise wird man wie üblich direkt angesprochen, ob man ein Taxi wünscht. Die Fahrer sind dabei sehr höflich und verstehen auch, wenn man nein sagt. Ich habe gleich den ersten gefragt, ob er mich zum Toten Meer fährt und am Freitag da auch wieder abholen kommt. Wir haben uns auf 50 JD pro Fahrt geeinigt. Von Kollegen, die schon da waren wusste ich, dass das der übliche Preis ist. Erwähnenswert ist, dass ich das alles mit Händen und Füßen auf Arabisch mit ihm geklärt habe, weil der Gute kein Englisch sprach. Die Fahrt zu den Ressorts am Toten Meer dauert ca. eine Stunde.


Hotel



Das Mövenpick Dead Sea Spa & Ressort ist einfach super. Bereits vom The Chedi in Muskat war ich begeistert und beide Anlagen lassen sich vergleichen. Aber dort wo das Chedi mit seinem reduzierten Stil schick und stylish ist, versucht das Mövenpick schlicht und authentisch zu sein. Das klappt erstaunlich gut. Mein Zimmer lag nicht im Haupthaus, sondern in einem der Häuschen, die ein altes arabisches Dorf nachbilden wollen. Sehr schnuckelig, mit eigenem Zugang zu Terasse und Garten.





Nach all der Zeit in der arabischen Welt in den vielen Hotels mit überwiegend arabischen Gästen schien mir das Mövenpick mit seinen fast ausschließlich europäischen Gästen wie eine Oase in der Wüste. Überall hört man deutsch, französisch, englisch, italienisch und natürlich - mein Favorit - Schwizerdütsch.

Da ich bei der Anreise recht spät angekommen bin, ging es gleich ins Bett. Der folgende Morgen bot dann das erste Highlight, das Frühstück. Es gibt frische, leckere Röstis (dazu eignen sich meiner Meinung nach Spiegeleier, aber jeder wie er will...), Bircher-Müsli, vernünfiges Brot, guten Cappucino und Nutella! (Es gab auch Saarländer, nicht zum Essen, sondern als normale Hotelgäste. Zufall oder Beweis für die Saarländer-sind-magnetisch-Theorie?)



So gestärkt lässt sich die Anlage erkunden. Man folgt der Gasse durch das arabische Dorf bis zum Village Square mit Restaurants, Café und kleinem Shop, erreicht den Fitnessraum und das Spa (angeblich das beste Spa im Orient) und steht am Eingang der begrünten Poollandschaft. Das Spa habe ich übrigens nicht besucht, damit ich einen guten Grund habe, nochmal hier her zu kommen. Die Pools sind zwar nett, aber nicht überzeugend, wenn das Tote Meer noch aussteht.



Also geht es weiter hinab bis zur Treppe zum Strand. Unmittelbar vorm Ziel erreicht man ein Plateau, auf dem die Beach Lounge eingerichtet wurde. Ein geschwungener "Infinity" Pool, dessen Horizont mit dem dahinter liegenden Toten Meer verschwimmt, davor in einem Halbrund die Bar, Sessel, Sofas, eine echte Lounge im Freien. Der Coolnessfaktor liegt hier sehr hoch.





Die Beach Lounge hat auch eine eigene Küche und natürlich Mövenpick-Eis. Man kann sich hier um die Mittagszeit also gut und günstig stärken. Fürs Abendessen kann ich dann den Italiener am Village Square empfehlen, hier gibt es die beste Pizza des Mittleren Ostens. Glaubt mir, ich weiß, wovon ich spreche. Als Alternativen gibt es noch ein Steakhouse und das Hauptrestaurant, das arabische Küche serviert. Sehr exotisch finde ich das mittlerweile nicht mehr, da war der Reiz einer guten Pizza stärker.

Nach der Beach Lounge sind es nur noch wenige Stufen und man steht am Strand des Toten Meeres.



Das Tote Meer
Das Tote Meer trägt seinen Namen zurecht. In der 28 prozentigen Salzlösung kann nämlich nichts überleben. Hier findet daher niemand ein Ausrede, nicht ins Wasser zu gehen: Weder der Nichtschwimmer, der hier nicht sinken kann, noch der Angst-vor-Fischen-im-Wasser-Typ, der hier an Lebewesen nur treibende Mitmenschen vorfindet.



Wenn man das erste Mal ins Wasser steigt, ist es schon komisch. Nach ein paar Schritten ins Wasser hinein, wollen die Beine nicht mehr nach unten, um auf dem Boden zu stehen. Stattdessen sackt man einfach irgendwie auf die Oberfläche. Am Besten versucht man gar nicht erst zu schwimmen, das geht nämlich nicht, weil die Füße ga nicht richtig ins Wasser eintauchen. Außerdem läuft man Gefahr, Salzlösung ins Gesicht, also Nase, Mund oder gar Augen zu kriegen, und dann ist der Spaß vorbei. Einfach auf den Rücken legen und treiben lassen.

Eine weitere Besonderheit dieses Ortes ist auch seine Geländehöhe: 396 m unter NN, also tiefer als der Meeresspiegel. Es ist der tiefste für Menschen begehbare Ort der Welt. Das Sonnenlicht, das hier ankommt, wird bestens durch die Atmosphäre von UV gefiltert. Deshalb genügt hier eine Sonnencreme mit leichtem Lichtschutzfaktor.

Am Ufer des Toten Meeres bietet das Hotel einen Bottich mit Schlamm an, mit dem man sich einschmieren darf, weil's so lustig aussieht. Meiner Beobachtung nach ist der Schlamm einfach nur Schlamm, matschfarben und übelriechend. Wer will, darf sich aber eine heilende oder wenigstens gesunde Wirkung einbilden. Der lustige Anblick der Schlammmenschen hat bei mir jedenfalls immer wieder zu Lachanfällen geführt und Lachen ist ja erwiesenermaßen gesund.



Abreise
Der Fahrer war überpünktlich zur Stelle. Um zehn vor vier ging es los und exakt eine Stunde später stand ich im Eingang des Terminal 1 am Queen Alia International Airport Amman. Auf der Hinfahrt zum Hotel hatte ich mir noch ein Video angeschaut, weil es stockdunkel war und nichts zu sehen gab. Auf die Idee wird man bei der Rückfahrt nicht kommen. Landschaftlich gibt es viel zu viel zu sehen. In Jordanien wachsen sogar Bäume von ganz allein. Am Nordufer des Toten Meeres, da wo die Straße nach Osten abbiegt, Richtung Amman, habe ich einen Fußballplatz gesehen, auf dem eine Kamelherde gegrast hat. Dann ging es die bergige Strecke entlang mit fantastischer Sich auf die Hänge und in die Täler.

Der Check-In am Flughafen ist unproblematisch. Hinter der Passkontrolle gibt es dann alle Annehmlichkeiten, die man bei einem internationalen Flughafen erwartet, also Starbucks und Cinnabon.

Und außerdem
Jordanien hat mir richtig gut gefallen. Die Menschen sind herzlich, freundlich und hilfsbereit. Touristen sind hier eine wichtige Einkommensquelle, aber anders als in den ägyptischen Badeorten weiß man in Jordanien scheinbar, unter welchen Bedingungen sich Touristen wohl fühlen. Man ist freundlich, aber nicht aufdringlich, man handelt nicht unnötig, sondern bietet faire Preise. Und man sagt hier auch nicht "Yes, Sir, no problem, sir!", wenn man es nicht so meint. Hier will ich wieder her kommen, und dann auch Amman, Petra, Wadi Rum und Aqaba sehen.




Mittwoch, 16. September 2009

Mein persönlicher Tiefpunkt

Dieses Wochenende habe ich den absoluten Tiefpunkt erreicht. So tief unten war ich noch nie, noch tiefer geht's auch gar nicht. Das Gute daran, wenn man ganz unten ist, ist, dass es ab da nur noch bergauf gehen kann.

Schöne Grüße vom Ufer des Toten Meeres, 396 m unter NN, der tiefste für Menschen zugängliche Ort der Erde.



Donnerstag, 10. September 2009

Reisetipp: Alexandria International Airport, Al-Nozha

Der Flughafen Al-Nozha ist eine Reise wert. Er ist klein. Wie klein er ist, war mir bei der ersten Anreise gar nicht klar, weil es dunkel war. Im Hellen ist man dann richtig überrascht. Man verschaffe sich hier ein Bild davon.

So stelle ich mir Flugreisen vor 70 Jahren vor. Klein, schnuckelig, ein wenig improvisiert und einfach was Besonderes. Natürlich ist alles auch etwas gammelig und verblüht, machen wir uns nichts vor. Den gewissen Charme kann das aber nicht trüben.

Einreise

Wer über Kairo einreist hat gar keine Probleme. Das Visum hat man bereits in Kairo beschafft, jetzt muss man eventuell vom Ankunftsraum der Innlandsflüge zum internationalen Gepäckband. Sollte das Gepäck in Kairo zurück geblieben sein, keine Panik! Die Jungs von der Gepäckabfertigung sprechen gutes Englisch und beherrschen auch ihren Computer. Einfach täglich anrufen, nach zwei Tagen ist das Gepäck dann auch da. ;-)

Kommt man direkt aus dem Ausland, z.b. aus Saudi-Arabien, muss man durch die Immigration. Man kennt den Prozess: Ankunft am Flughafen, Geld am ATM abheben, Visum kaufen, Passkontrolle. Das ist hier anders.

Schon im Flugzeug solltet ihr die Einreisekarte für Nicht-Ägypter ausfüllen. Außerdem gibt es derzeit eine Gesundheitskarte wegen der Schweinegrippe. Füllt beides aus und steckt es in euren Pass. Dann gibt es nach der Landung keine unnötige Verzögerung.

Nach der Landung, steht man erstmal vor der Passkontrolle. Ohne Visum, ohne Geld. Zwei Szenarien sind möglich: Entweder man verweist euch direkt an den Visakontrolleur nach der Passkontrolle, damit der euch zum Bankschalter in die anderen Halle schickt. Oder ihr müsst euren Pass an der Immigration abgeben und werdet dann zum Visa-Schalter geschickt. Beides funktioniert immerhin, also keine Sorge, euer Pass wartet auf eure Rückkehr zur "ordentlichen" Einreise.

In der Halle mit dem Bank-, Wechsel- und Visa-Schalter gibt es keinen Geldautomaten. Am gesamten Flughafen gibt es keinen Geldautomaten! Wichtigster Tipp: Nehmt genug Bargeld für ein ägyptisches Touristenvisum mit! Ich stand schon da mit lediglich 50 ägyptischen Pfund und 30 saudischen Rial, so dass der Schaltermensch einen sorgenvollen Pfiff durch die Zähne ausstieß. Zu unser beider Überraschung hatte das gerade so gereicht.

Mit dem Visum in der Hand geht es zurück zur Ankunftshalle. Der Beamte möchte diesmal sehen, ob Ihr auch das Visum bekommen habt. Dann geht es wieder hinter die Passkontrolle, um sich jetzt ans Ende der Schlange zu stellen. Wenn ihr Glück habt, schaut der Zollbeamte, der die Immigration macht, zufällig in eure Richtung. Dann winkt er euch in der Regel zu sich, klebt schnell das Visum ein und stempelt ab. Euren Pass hat er ja während der Visabeschaffung kontrollieren können.

Jetzt könnt ihr die Ankunftshalle endlich offiziell verlassen und seid ordentlich im Land angekommen. Der letzte Schritt vor Verlassen des Flughafens ist die Gepäckontrolle. Geht immer zu einem der Gepäckkontrolleure, kommt nicht auf die Idee, einfach durch zu gehen, weil man euch scheinbar nicht beachtet! Meistens fragt man euch nur, was im Gepäck ist. Wer sagt, dass man nur Kleider hat und vielleicht noch ein Laptop, kann direkt weiter ziehen. Der Beamte muss sich schon sehr langweilen, um wirklich in euer Gepäck zu schauen.

In der Nähe des Ausgangs lauert ein kleiner Ägypter namens Said auf Kundschaft für seine Taxi-Limousinen. Said hat zwar viel zu überzogene Preise - 100 EGP für eine Fahrt nach Montazah, die mit FastCall Taxis ca. 40 EGP kosten würde. Aber wenn man mitten der Nacht ankommt und einfach nur zum Hotel will, kann man das ruhig machen. Die Autos sind alle untere Mittelklasse, super sauber und klimatisiert. Zusätzlich gibt es auch noch eine Quittung. Man kann entweder vorab bei Said zahlen oder am Ende der Fahrt beim Fahrer. Die Zahlung am Ende der Fahrt ist empfehlenswert, weil der Fahrer nämlich sonst auch noch ein Bakschisch erwartet. So hat man immerhin all-inclusive.

Ausreise

Am Eingang zum Terminal muss man bereits Pass und Itinerary vorzeigen. Vergesst die Vorstellung, das ein Buchungscode allein ausreichen sollte, weil ihr ja schließlich ein E-Ticket habt. Hier zählt nur Papier. Direkt hinter der Tür ist dann die Sicherheitskontrolle. Geht im Anschluss links durch in die Halle, in der alles drunter und drüber geht. Atmet tief ein und refokussiert euren Blick. Hier ist alles etwas kleiner als an anderen Flughäfen. Jetzt erkennt ihr, dass die kleinen Pulte an der rechten Wand die Eincheck-Schalter sind. Schilder gibt es leider nicht, deshalb ist nicht ganz klar, an welchem der vier Schalter welcher Flug eingecheckt wird. Fragt einfach einen Flughafenangestellten oder schielt auf die dicht beladenen Gepäckbänder an der Wand, ob ihr auf einem der Baggage-Tags ein Euch bekanntes Flughafen-Kürzel erkennen könnt.

Das Einchecken selbst ist unproblematisch. Man spricht Englisch, alles funktioniert wie an einem "echten" Flughafen. Falls ihr Business fliegt, überreicht man euch eine Einladung für das Café, eine Lounge gibt es nämlich nicht. Analog zur Einreisekarte bekommt ihr jetzt eine Ausreisekarte. Füllt sie aus und steckt sie in euren Pass, gleich auf die Seite mit dem aktuellen Visum. Als nächstes Passkontrolle.

Jetzt stellt ihr fest, dass es keine Gates gibt. Zu eurer rechten, hinter einer weiteren Sicherheitskontrolle, liegt ein großer Warteraum. Geradeaus durch kommt ihr zum Café, das im Grunde eine improvisierte Theke mit Snackverkauf ist, und zu den Toiletten. Falls ihr eine Einladung zum Café habt, wird man sich hier um euch kümmern. Ich kann da nichts empfehlen oder anmahnen, da ich bislang wegen Ramdan darauf verzichtet habe, etwas zu essen oder zu trinken. Ich hätte mich dabei nicht wohlgefühlt, weil so viele Leute um einen herum sind, die gerade am Beten sind. Meine Abreisezeiten fallen scheinbar in eine Gebetszeit.

Im Warteraum wird gewartet, oh Wunder. Irgendwann öffnet sich die einzige Außentür des Raums und ein Flughafenmitarbeiter ruft in die Runde, wo es hingeht. Falls es euer Flug ist, dann ab zum Boarding und guten Flug.


Sonntag, 6. September 2009

Reisetipp: Riad, Saudi-Arabien

Ich bin am Freitag mit einem neuem Visum im Pass nach Saudi-Arabien eingereist. In der Vergangenheit habe ich die Situation bei anderen Leuten schon beobachten können: Der Grenzen sieht das "nackte" Visum und spult das volle biometrisch-paranoid-nutzlose Programm ab: Fingerabdrücke, Foto ... Das dauert.

Bei mir ging es schnell. Als ich mein neues Visum vorzeige, sage ich direkt, dass ich auch ein Altes habe, das jetzt ausläuft. Der Grenzer blättert zum alten Visum. Er tippt die Nummer in seinen Computer. Er klickt mit der Maus, einmal, zweimal. Dann blättert er zum neuen Visum und tippt auch dessen Nummer in den Rechner. Er greift zum Stempel, haut ihn auf das neue Visum und reicht mir den Pass.

Wenn ihr also künftig mit einem neuem Visum erstmalig nach KSA einreist, dann erklärt den Beamten, dass ihr bereits im System seit.


Mittwoch, 2. September 2009

Kleiner Mann mit großer Pistole

Wir waren gestern Abend bei einem Iftar-Buffet. Nicht irgendein Buffet, nein wir waren eingeldan ins Al-Faisaliah Hotel, in den großen Ballsaal.

Die Stimmung war richtig gut, das Publikum ebenso. Zwischen den saudischen Männern im klassischen weißen Thobe waren mindestens genauso viele Expats auszumachen. Die hatten sogar größtenteils ihre Frauen dabei. Da hören die Kurisitäten aber noch nicht auf: Diese Frauen und Männer haben mit anderen Frauen und Männern, die ganz offensichtlich keine Verwandten waren, am selben Tisch gesessen, sich unterhalten und gegessen. Man stelle sich das mal vor. Ein Skandal! :-)

Ebenfalls positiv überraschte die leise zeitgenössische Pop-Musik, die gespielt wurde.

Achja, das Essen war ebenfalls fantastisch.

Man könnte also sagen, ein rundum erfreulicher Abend mitten in Saudi-Arabiens Hauptstadt. Zumindest bis wir das Iftar verlassen haben, um ein neues Abenteuer zu beginnen. Das wussten wir zu der Zeit leider noch nicht:

Unser Taxifahrer war zu spät. Kann ja mal passieren. Er war aber sehr viel später als üblich, noch dazu weil er sonst anruft und sagt, dass er aufgehalten wird. Wir waren daher erleichtert, ihn schließlich zu sehen, obwohl er zu Fuß um die Ecke kam. Wir folgten ihm und dachten, dass wir zu seinem Taxi laufen. Währenddessen erklärte er uns aber, dass ein Polizist sein Iqama und seinen Führerschein eingezogen hat. Der Polizist, wir liefen in seine Richtung, war ein sehr kleiner, junger Mann, der ein große Maschinenpistole vermutlich russischen Fabrikats vor der Brust geschnallt trug. Er war am Telefonieren, in aller Ruhe natürlich.

Nach diesem Telefonat wollten wir wissen, wo das Problem mit unserem Fahrer liegt. "This place parking no good." Achso.

Peter hat dann, in einer Art und Weise wie manche Eltern kleinen Kindern die Geheimnisse der Welt erklären, erzählt, dass der Fahrer doch nur da geparkt hat, weil wir ihn bestellt haben. Er dachte doch, dass die Fläche zum Hotel gehört und wir wären doch in zwei Minuten weg gewesen. Nach ein wenig Geplänkel fragte der Polizist schließlich nach unserer Nationalität. Danach gab es dann mit einem Lächeln auf den Lippen die Papiere des Fahrers zurück, und wir alle waren wieder eine Erfahrung reicher.

Am Taxi angekommen, hatten sich dann ein paar unserer Kollegen reingesetzt und auf den Fahrer gewartet. Wir haben akzeptiert, auf den nächsten Fahrer zu warten. Der kam dann auch im nächsten Moment.

Die spassige Aussage, dass wir vor den anderen am Hotel sein müssen, hat er sehr wörtlich genommen. Plötzlich waren wir im Rennmodus und haben das andere Taxi über die Autobahn gejagt. Das wurde gebührend erwidert und so sind wir dann zwischen den anderen Verkehrsteilnehmern zum Hotel gedonnert. Dabei wurde es schlagartig still im Wagen. So still, dass der Fahrer das aufeinaderfolgende Klacken von drei Sicherheitsgurten, die eingesteckt werden, gehört haben muss. Auf den Hinweis auf den Humor in der ursprünglichen Aussage wollte er nicht mehr gelten lassen.

Wir waren im Rekordtempo im Hotel und sind alle gesund. :-)