Mittwoch, 2. September 2009

Kleiner Mann mit großer Pistole

Wir waren gestern Abend bei einem Iftar-Buffet. Nicht irgendein Buffet, nein wir waren eingeldan ins Al-Faisaliah Hotel, in den großen Ballsaal.

Die Stimmung war richtig gut, das Publikum ebenso. Zwischen den saudischen Männern im klassischen weißen Thobe waren mindestens genauso viele Expats auszumachen. Die hatten sogar größtenteils ihre Frauen dabei. Da hören die Kurisitäten aber noch nicht auf: Diese Frauen und Männer haben mit anderen Frauen und Männern, die ganz offensichtlich keine Verwandten waren, am selben Tisch gesessen, sich unterhalten und gegessen. Man stelle sich das mal vor. Ein Skandal! :-)

Ebenfalls positiv überraschte die leise zeitgenössische Pop-Musik, die gespielt wurde.

Achja, das Essen war ebenfalls fantastisch.

Man könnte also sagen, ein rundum erfreulicher Abend mitten in Saudi-Arabiens Hauptstadt. Zumindest bis wir das Iftar verlassen haben, um ein neues Abenteuer zu beginnen. Das wussten wir zu der Zeit leider noch nicht:

Unser Taxifahrer war zu spät. Kann ja mal passieren. Er war aber sehr viel später als üblich, noch dazu weil er sonst anruft und sagt, dass er aufgehalten wird. Wir waren daher erleichtert, ihn schließlich zu sehen, obwohl er zu Fuß um die Ecke kam. Wir folgten ihm und dachten, dass wir zu seinem Taxi laufen. Währenddessen erklärte er uns aber, dass ein Polizist sein Iqama und seinen Führerschein eingezogen hat. Der Polizist, wir liefen in seine Richtung, war ein sehr kleiner, junger Mann, der ein große Maschinenpistole vermutlich russischen Fabrikats vor der Brust geschnallt trug. Er war am Telefonieren, in aller Ruhe natürlich.

Nach diesem Telefonat wollten wir wissen, wo das Problem mit unserem Fahrer liegt. "This place parking no good." Achso.

Peter hat dann, in einer Art und Weise wie manche Eltern kleinen Kindern die Geheimnisse der Welt erklären, erzählt, dass der Fahrer doch nur da geparkt hat, weil wir ihn bestellt haben. Er dachte doch, dass die Fläche zum Hotel gehört und wir wären doch in zwei Minuten weg gewesen. Nach ein wenig Geplänkel fragte der Polizist schließlich nach unserer Nationalität. Danach gab es dann mit einem Lächeln auf den Lippen die Papiere des Fahrers zurück, und wir alle waren wieder eine Erfahrung reicher.

Am Taxi angekommen, hatten sich dann ein paar unserer Kollegen reingesetzt und auf den Fahrer gewartet. Wir haben akzeptiert, auf den nächsten Fahrer zu warten. Der kam dann auch im nächsten Moment.

Die spassige Aussage, dass wir vor den anderen am Hotel sein müssen, hat er sehr wörtlich genommen. Plötzlich waren wir im Rennmodus und haben das andere Taxi über die Autobahn gejagt. Das wurde gebührend erwidert und so sind wir dann zwischen den anderen Verkehrsteilnehmern zum Hotel gedonnert. Dabei wurde es schlagartig still im Wagen. So still, dass der Fahrer das aufeinaderfolgende Klacken von drei Sicherheitsgurten, die eingesteckt werden, gehört haben muss. Auf den Hinweis auf den Humor in der ursprünglichen Aussage wollte er nicht mehr gelten lassen.

Wir waren im Rekordtempo im Hotel und sind alle gesund. :-)

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