Dienstag, 23. März 2010

Kirmes in Riad - Das Janadria Festival

Die Aussicht, ein saudisches Kulturfestival zu besuchen, hat mich nicht direkt vom Hocker gehauen. Einmal angekommen war ich direkt überrascht, wie viele Menschen sich da rumtreiben. Mit Menschen sind natürlich Männer (jung wie alt) gemeint, denn heute war der letzte Tag, an dem Männer das Festival besuchen können. Die nächsten zwei Tage ist die Veranstaltung dann für Frauen und ab der kommenden Woche heißt man Familien willkommen.

Der Besuch des Fests war dann wie eine Reise in ein anderes Land. Die Leute waren so freundlich. Und sie waren alle so flott unterwegs, so gar nicht im bekannt-behäbigen Watschelgang. Als offensichtliche Ausländer waren wir eine Attraktion. Ständig wurde man begrüßt und direkt in ein Gespräch gefesselt. Teilweise konkurrierten junge Saudis darum, uns behilflich zu sein (z.B. bei der Bestellung am Kebabstand, die durchaus saudi-style ablief). Ein Offizieller hat uns eine spontane Führung durch eine der Ausstellungen gegeben. Dabei wurde der Grenzschutz Saudi-Arabiens erläutert, besonders vor dem Hintergrund der Unruhen an der Grenze zum Jemen. Wir haben die Tricks der Schmuggler kennengelernt, ihre Spuren im Sand zu verwischen. Ein Grenzschützer hat uns hinter die Absperrung direkt zu den Exponaten geführt, damit wir besser sehen konnten. Ein Militärarzt hat sein mobiles Lazarett demonstriert und uns Blutdruck und Zuckerwerte gemessen. Dabei hat er auch verplappert, dass zum Desinfizieren in der Medizin Alkohol verwendet wird. Wir haben also beiläufig legalen Alkohol in Saudi-Arabien entdeckt.

Vor einem der Grillstände haben wir weitere Kollegen getroffen, die ähnliche Erfahrungen machten. Zum Essen wurden sie in aller Regel von völlig Fremden oder dem Standpersonal eingeladen. Junge Saudis wollten Fotos mit uns machen.

Auch die Gespräche, halb arabisch, halb englisch, waren freundlich: Deutschland, Autos, Bayern München. Erfreulicherweise wenig Hitler. Und dann die entscheidende Frage: Wie gefällt uns das Festival. Unsere Antwort war natürlich immer "fantastisch", in unterschiedlichsten Variationen auf Deutsch, Englisch und Arabisch.

Überraschende Erkenntnisse des Besuchs: die saudische Armee benutzt das deutsche G36, das Landwirtschaftsministerium stellt saudische Produkte aus Bioanbau vor und einer Grillbude kann das Essen ausgehen.

Bilder gibt's hier.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen